- Artois
- Artois[ar'twa] das oder der, Landschaft und ehemalige Grafschaft in Nordfrankreich, mit der Hauptstadt Arras, umfasst etwa das Gebiet des heutigen Départements Pas-de-Calais. Das Artois ist eine flachwellige, nach Süden leicht abgedachte Plateaulandschaft, die in der Schichtstufe des Boulonnais (bis 212 m über dem Meeresspiegel) nach Norden begrenzt ist. Klimatisch sind milde Winter und feuchte Sommer kennzeichnend. Intensiver Zuckerrüben- und Weizenanbau, früher bedeutender Flachsanbau. Besonders im Gebiet zwischen Béthune und Douai Steinkohlenbergbau, leistungsfähige Eisen- und Metallindustrie, chemische, Nahrungsmittelindustrie, Zementwerke.Nach der Landschaft Artois wurden die artesischen Brunnen benannt. Die Wechsellagerung schüsselförmig ineinander geschachtelter Gesteinsschichten im Untergrund mit wasserstauenden Horizonten, bei denen das Grundwasser infolge Überdrucks selbstständig aufsteigt, hat hier schon früh die Anlage solcher Brunnen ermöglicht. Besonders häufig entstanden sie im 17./18. Jahrhundert.Der Pagus Atrebatẹnsis, in dem fränkischen Grafen regierten, gehörte 892-899 und erneut seit 932 zur Grafschaft Flandern. 1180 war das Gebiet Teil der Mitgift für die erste Frau Philipps II. August von Frankreich, der 1191 für seinen Sohn Ludwig VIII. von ihm Besitz ergriff. Von diesem kam es als Apanage an den jüngeren Königssohn Robert (1237, seitdem »Grafschaft Artois«), dann durch Erbschaft an Burgund, Dampierre-Flandern und schließlich an die Herzöge von Burgund aus dem Haus Valois (1384). Kaiser Maximilian I., der Schwiegersohn Karls des Kühnen, erbte das Artois 1477, musste es 1482 an Frankreich abtreten, erhielt die Grafschaft aber 1493 zurück. 1526 und 1529 musste Frankreich auch auf die Lehnshoheit über das Artois, das dann Teil der spanischen Niederlande wurde, verzichten. 1659 (Pyrenäenfriede) kam das Artois zum größten Teil, 1678 (Friede von Nimwegen) ganz an Frankreich zurück.C. Delattre u. a.: Région du Nord (Paris 1973).
Universal-Lexikon. 2012.
